Einführung zum Oszilloskop

Steckbrief Digitales Speicheroszilloskop

Kategorie: Messgeräte

Komplexität
Anspruchsvoll 80%
Notwendigkeit für Hobby-Elektroniker
Gelegentlich 40%

Was ist ein Oszilloskop?

Das Oszilloskop ist neben dem Multimeter das verbreitetste und wichtigste Mess- und Diagnosegerät in der Elektronik und Elektrotechnik. Mit Messinstrumenten mit Digitalwertanzeige wie Multimetern kann man Spannungsänderungen über die Zeit nur schlecht oder gar nicht aufzeichnen. Genau das ist daher der Haupteinsatzzweck von Oszilloskopen: Die Messung von Spannungen über einen zeitlichen Verlauf und die Darstellung derselben auf einem Bildschirm. Wir gehen in diesem Beitrag ausschließlich auf moderne, digitale Speicheroszilloskope (DSO) ein. Analoge Oszilloskope mit Röhrenanzeige werden in der Praxis de facto nicht mehr eingesetzt.
Der Bildschirm eines DSO ist in sogenannte „Divsions“ eingeteilt. Das sind rechteckige Kästchen, die eine Skala für die Zeitachse (x-Achse = Abszisse) sowie für die Spannungsachse (y-Achse = Ordinate) bilden. Die Werte pro Division sind mit den Knöpfen rechts neben dem Bildschirm einstellbar. Sowohl die Auflösung für die Zeit als auch für das das Signal kann also von grob bis fein eingestellt werden. Die Verbindung vom Oszilloskop zum Testobjekt / zur Schaltung, in der die Spannung gemessen werden soll, wird über einen sogenannten Tastkopf realisiert, der an einen Messkanal am Oszilloskop angeschlossen wird. Marktübliche Oszilloskope verfügen über zwei bis vier Messkanäle.
 
Wenn du die wichtigsten Funktionen eines typischen Oszilloskopes sowie die zugehörige Bedienung kennenlernen willst, dann bist du in diesem Beitrag genau richtig. Ergänzend zum Text findest im Artikel auch eine Einführung im Videoformat (Teil 1 und 2) eingebettet ; ).
Aufbau des Bildschirmes eines Oszilloskopes

Merke: Mit einem Oszilloskop kann der zeitliche Verlauf eines Spannungssignals dargestellt werden. Die Verbindung zwischen Schaltung und Oszilloskop wird mit einem Tastkopf hergestellt.

Bedienoberfläche Oszilloskop

Die Bedienoberfläche anderer Modelle und Hersteller weicht selbstverständlich von der unten gezeigten ab. Die Grundfunktionen sind jedoch in der Regel identisch.

1) Bildschirm: Anzeige des Oszilloskops, Unterteilung in „Divisions“. Auf der x-Achse ist die Zeit aufgetragen, auf der y-Achse die Spannung.

2) Menüknöpfe: Zur Einstellung des jeweils ausgewählten Kanales, z. B. Dämpfung des ausgewählten Tastkopfes, Invertierung des Signals etc.

3) Anschlüsse für Tastköpfe: In diesem Bereich können die Tastköpfe für die einzelnen Kanäle des Oszilloskops angeschlossen werden.

4) Vertikale Achseneinstellung (Volt / Division):
Einstellung der Skala in y-Achsen-Richtung (z. B.  1 V / Div). Zweck: Anpassung der Spannungs-Amplitude  (vergleichbar mit „rein- und rauszoomen“ auf das Signal).

5) Kanalauswahl
An jeden Kanal kann ein Tastkopf angeschlossen werden und das gemessene Signal angzeigt werden.
Außerdem: Verschiebung des  Signals in vertikaler Richtung (also auf der y-Achse) mittels Drehknopf.

6) Trigger
Die Trigger-Funktion wird benötigt, um ein stehendes Bild des zu messenden Spannungsgraphen zu erhalten.

7) Horizontale Achseneinstellung (Sekunden / Division): In diesem Bereich können die Divisions in x-Achsen-Richtung eingestellt werden, also die Skala Zeit / Division.

8) Messfunktionen
In diesem Bereich können verschiedene Funktionen zur Messung eingestellt werden, zum Beispiel Einblendung eines Cursors auf der Signallinie, um Werte abzulesen.

9) Run/Stop & Autoset
Über Run/Stop kann das Messbild angehalten werden. Eine weitere nützliche Funktion, wenn es einmal schnell gehen muss, ist „Autoset“. Nach Betätigung des Knopfes stellt das Oszilloskop automatisch alle Funktionen für ein stehendes Bild ein.

Bedienung eines Oszilloskops: Einstiegstutorial

Es gibt eine Vielzahl an möglichen Messungen mit dem Oszilloskop. Diese reichen von der klassischen Messung von periodischen Spannungssignalen, über Einzelmessungen (Taste „Single“) bis zur Messung von Bussignalen oder der Messung von Strömstärkeverläufen mittels Strommesszange. Im folgenden Kurz-Tutorial für Anfänger gehen wir auf eine einfache Messung eines periodischen Signals ein, für die du nicht einmal eine externe Schaltung benötigst. Somit kannst du deine erste Messung sicher durchführen und lernst dabei viele der oben erläuterten Bedienelemente am Oszilloskop kennen.

HINWEIS: Die hier aufgeführten Erklärungen dienen der Veranschaulichung und dem Verständnis für das Gerät. Sie ersetzen keine eingehende Schulung zur Sicherheit bei elektrischen Messungen oder die gründliche Lektüre der Bedienungsanleitung für das jeweilige Oszilloskop. Zudem gilt wie immer: Elektrotechnische Arbeiten dürfen nur mit gesetzlich vorgeschriebener fachlicher Qualifikation durchgeführt werden.

Der passive Tastkopf

Bevor wir auf den eigentlichen Messvorgang eingehen, klären wir noch kurz die wichtigsten Eigenschaften eines passiven Tastkopfes. Dieser Tastkopf-Typ (s. rechts) wird deshalb „passiv“ genannt, weil er keine eigene Energieversorgung hat und lediglich einen passiven Spannungsteiler mit dem Eingangswiderstand des Oszilloskops bildet. Der Tastkopf hat zwei Klemmen. Einer ist die Messklemme (Messhaken), die an den Punkt mit der zu messenden Spannung geklemmt werden muss. Der zweite Anschluss ist die Masseklemme (Krokodilklemme), die an die Masse der zu messenden Schaltung geklemmt wird.

Tastkopf für Spannungsmessung

Bei den meisten Tastköpfen kann man die Messklemme abziehen. Darunter ist eine Messspitze, die man verwenden kann, wenn der zu messende Punkt schwierig zugänglich ist oder keine Möglichkeit zum Anklemmen bietet. An das Oszilloskop wird der Tastkopf mittels einem sogenannten BNC-Stecker angeschlossen. Viele passive Tastköpfe haben einen Schalter, mit dem man das Teilerverhältnis (genauer gesagt die Signaldämpfung) einstellen kann, z. B. x1 oder x10. Der Tastkopf bildet mit dem Oszilloskop-Eingang einen Spannungsteiler. Für die meisten Messungen ist eine Dämpfung des Signals von Faktor 10 zu empfehlen, dies entspricht der x10 Einstellung am Tastkopf.

 Damit kommen wir zu unseren ersten Messung.

Vorbereitung der Messung:

  1. Anschluss des Tastkopfes an das Oszilloskop (BNC-Buchse Kanal 1)
  2. Anschluss von Masseklemme und Messklemme an die beiden Anschlüsse rechts unten am Oszilloskop wie im Bild gezeigt. Diese beiden Anschlüsse dienen eigentlich der Kalibrierung des Tastkopfes. Sie können jedoch auch wunderbar verwendet werden, um eine allererste Messung durchzuführen und mit dem Oszilloskop vertraut zu werden.

Der Messvorgang

  1. Aktivieren des Kanals, an den der Tastkopf angeschlossen ist (Druck auf entsprechende Taste, z. B. CH1 für Channel1).
  2. Einstellen des richtigen Teilerverhältnisses am Oszilloskop (x10, kann in der Regel über die Menüknöpfe direkt rechts neben dem Bildschirm vorgenommen werden).
  3. Einstellen der horizontalen Achse: Es sollte ein Wert für die Zeit / Division eingestellt werden, der es erlaubt einen sinnvollen Ausschnit des Signals darzustellen. Beim Rechtecksignal, welches wir messen wollen, macht es Sinn, zwei bis drei Perioden auf dem Bildschirm „einzufangen“.
Anschluss des Tastkopfes an Rechtecksignal-Ausgang des Oszilloskops
Beschriebenes Mess-Setup

 4. Einstellen der vertikalen Achse: Es sollte ein Wert für Volt / Division eingestellt werden, der es erlaubt den höchsten sowie den niedrigsten Wert auf dem Bildschirm zu sehen.

5. Trigger: Der Trigger Knopf muss so eingestellt werden, dass die horizontale Linie der Triggerschwelle innerhalb des Signals liegt. Dann erhält man ein stehendes Bild und der angezeigte Zeitverlauf kann sauber analysiert werden. Gegebenenfalls muss über das Triggermenü noch der Triggermodus „normal“ eingestellt und das Trigger-Kriterium auf „steigende Flanke“ eingestellt werden.

Nun solltest du, wie im Bild oben gezeigt, ein stehendes Rechtecksignal auf dem Bildschirm sehen. Glückwunsch, du hast soeben deine erste erfolgreiche Oszilloskop-Messung durchgeführt ; )!

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